Im Altkreis Templin wieder etwas weniger Storchennachwuchs

Von Michaela Kumkar

 

Es bleibt übersichtlich in den Horsten der Vögel. Ein Fachmann des NABU erklärt, warum das so ist und was man dagegen tun kann.

 

TEMPLIN. Jetzt ist es sozusagen „amtlich“: Der Templiner Wolff-Hasso Seybold, gemeinsam mit Norbert Bukowsky Weißstorch-beauftragter des NABU in der Region, hat alle Zahlen für die Storchenbilanz 2022 zusammen-getragen. „66 Horste wurden kontrolliert. Davon waren 35 besetzt. Insgesamt wurden 56 junge Störche gezählt. Das sind, bei fast gleicher Anzahl der Brutpaare wie 2021, vier Jungvögel weniger“, lässt der Templiner wissen.

 Dass seit 2000 zunehmend we-niger Storchenpaare in der Region brüten und weniger Junge großziehen, hat aus seiner Sicht mehrere Ursachen: „Durch Dürre-jahre in den Überwinterungsge-bieten der Vögel finden sie dort zu wenig Futter. Nicht alle Vögel, die sich von Afrika zu uns auf den Weg machen, kommen hier auch wirklich an.“

 Probleme mit dem Futterangebot gebe es allerdings ebenso vor Ort: „Durch die vorrangig trockenen Perioden der letzten Jahre in unseren Gebieten gibt es für die Störche weniger Nahrung, besonders Regenwürmer für die Jungvögel fehlen.“ Außerdem weist Wolff-Hasso Seybold auf ein weiteres Pro-blem hin: „In unserer Landschaft nehmen die Anteile an Ackerflächen, aber auch der Anbau von Monokulturen und Ent-wässerungen usw. zu. Dadurch verringern sich die Flächen, auf denen Störche Futter finden.“

 

Unter dem Strich seien in den letzten Jahren zu wenig Jungstörche geschlüpft, um zu erreichen, dass die Storchen-population in unseren Bereichen größer werde, stellt Wolff-Hasso Seybold fest. „Weniger Jungstörche werden, wenn sie ausgewach-sen sind, in der Zukunft wieder zu weniger Jungvögeln führen. So könnte sich eine Negativspirale fortsetzen.“ Um dem entgegen-zuwirken, gebe es nur zwei Möglichkeiten: „Nahrungshabitate müssen erhalten und neue geschaffen werden. Schließlich ist

der Weißstorch ein Indikator für die Intaktheit der Landschaft und ihre Artenvielfalt.“

Vermerkt wurde bei den Daten dieses Storchenjahres darüber inaus, in welchen Horsten viel „Trubel“ herrscht. Drei Jungvögel wurden in Berkenlatten-Straußen-hof, Fergitz, Gerswalde, Klein Fredenwalde und Lindenhof gezählt. Gleich vier waren es in Grunewald und Stegelitz. Außer-dem hält Wolff-Hasso Seybold weitere Besonderheiten schriftlich fest, von denen storchen-freundliche Anwohner aus den einzelnen Orten berichten. So habe es in Funkenhagen zu Beginn der Brutzeit harte Kämpfe zwischen rivalisierenden Störchen um den Brutplatz gegeben. „Dabei wurden vier angebrütete Eier aus dem Nest geworfen“, ließ eine Einwohnerin wissen. So dramatisch habe sie das noch nie gesehen. „Die Störche hackten sich gegenseitig blutig. Die Kämpfe dauerten etwa 14 Tage. Danach brütete noch mal ein Paar, aber es hatte keine Jungen. Dieses Paar ist noch auf dem Nest.“

 

Kontakt zur Autorin m.kumkar@nordkurier.de


 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 04.08.2022, Seite 14, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

Zuletzt geändert: 04.08.2022