Prämie für Landwirte angedacht

Von Sigrid Werner

 

Der Naturschutzbund in Templin strebt ein Moorschutzprojekt für die Hammerwiesen an. Wenn der Landwirt den Wasserstand anhebt und damit die Kohlendioxid-Emission reduziert, soll er spürbar entschädigt werden.

 

UCKERMARK. Der Bun-desverband des Natur-schutzbundes Deutsch-land hat eine neue NABU-Prämie ausgelobt. Mit der „Klima+“-Prämie, finanziert durch Spon-soren wie Rewe, sollen Landwirte pro Jahr bis zu 65 Euro je Tonne CO2-Ersparnis erhalten, infor-mierte die Vizepräsiden-tin Nicole Spundflasch.

Vorausgesetzt, sie heben auf ihren Moorstandorten für mindestens drei Jahre den Wasserstand an und reduzieren damit die Kohlendioxid-Emissio-nen.

Nicole Spundflasch ist zugleich Vorsitzende des NABU-Regionalverban-des Templin und bereitet mit ihm gerade ein Projekt für die etwa 200 Hektar Hammerwiesen am Lübbesee vor. Erste Gespräche mit Flächen-eigentümern und Land-nutzern laufen. Mit einer Machbarkeitsstudie soll bis zum Frühjahr 2023 ermittelt werden, welche Effekte konkret erreicht werden können.

Nicole Spundflasch geht davon aus, dass der Anreiz der Klimaprämie deutlich höher liegt als bei komplizierten Lan-desförderungen.

Bei einem auf einen halben Meter tief ent-wässerten Intensivgras-land würden 20 bis 25 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausgestoßen. Wenn der Wasserstand nur um 20 Zentimeter ange-hoben würde, gingen 10 Tonnen Kohlendioxid we-niger in die Luft.

Die Hammerwiesen seien in den 1970er Jahren melioriert worden. Trocken gelegter Torf-boden reagiert mit Sauerstoff und zersetzt sich. CO2 geht in die Luft. „Das ist wie bei torf-haltiger Blumenerde im Blumentopf. Die Erde wird immer weniger“, erklärt sie. So verlören entwässerte Moore pro Jahr 0,5 bis 1,5 Zenti-meter an Höhe. In den letzten vierzig Jahren sackten die Hammer-wiesen um etwa 80 Zentimeter ab, zuzüglich des bei der Ersten-twässerung einsetzenden Schrumpfens durch den Wasserentzug. Es be-stehe die Gefahr, dass der Moorkörper ganz ver-schwinde und als Kohlen-dioxidspeicher nicht mehr zur Verfügung steht. Dann wachse dort aber kein saftiges Grün mehr, sondern vielleicht nur noch Quecke.

 

Ziel sei es nicht, die landwirtschaftliche Nut-zung abzuschaffen, son-dern Landwirte zu mo-tivieren, die Wasser-stände anzuheben. Das bedeute für sie Ertrags-einbußen und erhöhten Aufwand. „Sie müssen zum Beispiel ihre Technik umstellen“, weiß Spund-flasch. Deshalb auch die Prämie, die zu-sätzliche Einnahmen bis zu 1000 Euro je Hektar bedeuten könne. Spundflasch räumt ein, dass sich mit der Wieder-vernässung auch die Pflanzenwelt ändere. Statt 30 Arten könnten sich bis zu 50 ansiedeln.

 

Vor allem Seggenarten würden sich einstellen. Pflanzen, die Rinder nicht unbedingt mögen. Aber für solche Rohstoffe entwickelten sich gerade neue Wertschöpfungs-ketten als Dämmstoffe, für Biogasanlagen, für Dacheindeckungen. Neben der Minderung des CO2-Ausstoßes sieht Spundflasch auch po-sitive Effekte für den Stadtforst mit seinen von der Trockenheit ange-griffenen Buchen und

für geschützte Arten wie den Schreiadler.

Doch woher wollen die Moorschützer das zu-sätzliche Wasser neh-men? Es finde selbst in Trockenzeiten immer noch ein Abfluss über die tiefer liegenden Ham-

 

merwiesen statt, so Spundflasch. Wie der Abfluss künftig ein-gestellt werden kann, soll in der Studie errechnet werden. Über vier vorhandene Stauanlagen könne der Abfluss reguliert werden.

 

Die Landschaftsplanerin hat selbst schon für die Rehwiesen bei Nassen-heide ein solches Projekt berechnet. Es sei das einzige, das bislang im

Land über Klimaschutz-zertifikate wie „Moor-futures“ finanziert werde.

Das Moorschutzprojekt des NABU-Regionalver-bandes Templin ist in-zwischen beim Bun-desminister für Land-wirtschaft Cem Özdemir (B 90/Grüne) auf Interesse gestoßen, so die Initiatoren. Der Minister wolle sich am 27. Juli darüber vor Ort informieren.

 

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s.werner@nordkurier.de


 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 13.07.2022, Seite 12, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

Zuletzt geändert: 13.07.2022