Eigentümer wollen "fairpachten"

 

Verpächter von Land sollten das Gespräch mit Landwirten suchen und Bewirtschaftungsformen vereinbaren, die den Acker nachhaltig in Wert setzen, meint der Natur-schutzbund. Lebens-mittelproduktion und Artenvielfalt sollen sich nicht ausschließen.

 

 

 

NEU TEMMEN. Mit einer Informationsveranstaltung in der NABU-Kirche in Neu Temmen ist am Donnerstag die Wander-ausstellung „Fairpach-ten“ des gleichnamigen Projektes der NABU-Stif-tung Nationales Natur-erbe eröffnet wor-den. Pfarrer Ralf Schwieger begrüßte die Gäste zu der ersten gemeinsamen Aktion von Kirchge-meinde und dem Templiner Ortsverband des Naturschutzbundes (NABU). Aus seiner Tätigkeit wisse er, wie sehr Menschen in der Uckermark an ihrem Ackerland hingen, wie sie sich freuten, nach dem Krieg Bodenreformland erhalten zu haben, um sich davon zu ernähren. Wie sie Grundeigentum wieder verloren und nach 1990 zum Teil zurück-gewinnen konnten. Auch die Kirchengemeinden besäßen viel Ackerland

und verpachteten es an Landwirte. Aber oft sei es nur darum gegangen, wer das meiste Geld dafür biete. An die Verpachtung Bedingun-gen für einen nach-haltigen verantwortungs-vollen Umgang im Sinne der Bewahrung der Schöpfung zu knüpfen, das sei für die meisten bislang kein Thema gewesen, gab Schwieger zu. Die Ausstellung der NABU-Stiftung biete Anlass, darüber nachzu-denken. Anne Chluppka, ehrenamtliche Mitar-beiterin im Projekt „Fairpachten“, stellte dann das Anliegen dieses Projektes vor. Deutsch-land verfüge über eine wunderschöne Kultur- und Agrarlandschaft. Allerdings sei ein drastischer Rückgang der Artenvielfalt bei den Feldvögeln und Insekten zu verzeichnen. Schuld daran seien nicht nur Klimawandel, Zerschnei-dung von Lebensräumen und Versieglung von Flächen, sondern auch die Intensivierung der Landwirtschaft, die Ent-wässerung von Acker-flächen und Wiesen, ein-seitige Fruchtfolgen, feh-lende Strukturvielfalt durch immer größere Schläge und Wegfall von

Hecken. Um den Arten-rückgang zu stoppen, bedürfe es konkreter Maßnahmen. Die Eigen-tümer, ob Privatbesitzer, Kirche oder Kommunen könnten darauf Einfluss nehmen. Das Projekt „Fairpachten“ berate Landeigentümer entgelt-los, wie diese ihre Pacht-verträge so ausgestalten können, dass die Arten-vielfalt bei der Be-wirtschaftung gefördert wird. Dazu seien Muster-pachtverträge und Mustersteckbriefe für konkrete Maßnahmen zur Förderung der Bio-diversität erarbeitet wor-den, zum Beispiel zu mehrjährigen Blühstrei-fen, dauerhaften Rand-streifen an Gewässern, mindestens viergliedriger Fruchtfolge, naturver-träglicher Wiesennut-zung, Wieseninseln und Schonzonen in der Feld-frucht, Heckenpflanzun-gen, lichteren Getrei-debeständen als Brut-inseln und zum Öko-landbau. Anne Chluppka empfahl, mit diesem Handwerkszeug von „Fairpachten“ das Ge-spräch mit den Land-nutzern zu suchen und zu schauen, welche Maß-nahmen an welchem Standort Sinn machen, vielleicht auch förder-

fähig und leistbar sind. Ausstellungsgäste, da-runter Bodeneigentümer, zeigten sich begeistert von der Chance, selbst etwas beitragen zu kön-nen zur Artenvielfalt. Sie fühlten sich bestärkt, auf diese Weise vielleicht den Maisanbau in Mono-kultur begrenzen zu kön-nen. Manch einer nahm Anregungen für seinen Garten mit. Man müsse den Mut haben, Wild-kräuter mal über den Winter stehen zu lassen und auszuhalten, wenn sie braun und etwas unordentlich aussähen. Genau an solchen Halmen legen nämlich Schmetterlinge ihre Eier ab und überwintern dort auch.

 

Die Ausstellung ist noch bis 8. April immer freitags, sonnabends und sonntags zu besichtigen.

 

 

 

Beratungskontakt:

 

Telefon: 030 2849841844

 

E-Mail: 

Fairpachten@nabu.de

 

Kontakt zur Autorin

 

s.werner@nordkurier.de


 

Aus der Templiner Zeitung vom 05.03.2022, Seite 19, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Link zur "fairpachten" Webseite: https://www.fairpachten.org/

 

 

Zuletzt geändert: 08.03.2022