Bunte Wildblumen gegen graue Brache

 

Von Sigrid Werner

 

Mit ihrem Arbeitseinsatz beteiligt sich die Templiner NABU-Jugend an der Aktion „Deutschland summt!". In den Städten sollen Farbtupfer gesetzt werden, die nicht nur das menschliche Auge erfreuen, sondern auch zu Insekteninseln werden.

 

TEMPLIN. Es ist nicht unbedingt das typische Pflanz-wetter. Windig und trocken. Uta Kietsch von der Wildsamen-Insel vom Gut Temmen hat eine kleine Gruppe der Templiner Naturschutzbund-Ju- gend um sich geschart und lässt sie den Wildblumensamen mit Mais- schrot mischen. Derart gestreckt lässt er sich besser auf der rund 500 Quadratmeter großen Brachfläche an der Ecke Dargersdorfer Straße/Elsternest verteilen und fliegt nicht gleich zig Meter weiter.

   Danny Hoffmann, Bjarne Zebitz, Max Wachholz und Celina Tuchlinsky sind mit Eifer dabei. Sie wollen aus der grauen Fläche in der Templiner Südstadt eine bunte Wildblumenwiese machen. Bienen und Schmetterlinge sollen sich dort schon in we­nigen Monaten wohlfühlen. Früher war das ein Mini-Pappelwald, dann eine Rasenfläche, später ein Bauplatz und zuletzt war die staubige oder moddrige Brache - je nach Wetterlage - als Parkplatz missbraucht worden. Darüber hatten sich Anwohner beschwert. Die Stadt stellte daraufhin Poller auf, die das Befahren der Fläche erschwerten. Auch Anwohner hatten schon Hand angelegt, um die Brache etwas ansehnlicher zu gestalten.

   Auf das Angebot des NABU-Regionalverbandes Templin, die Fläche zumindest vorübergehend zu bepflanzen, solange daraus noch kein Bauplatz für Eigenheime geworden ist, ging die Stadt gern ein. „Fast 40 ein-und zweijährige Pflanzenarten haben wir mit der Wildblumenmischung ausgesät", erzählen die NABU-Kinder. Schon im Juni dürften Klatschmohn und Kornblumen für erste Farbtupfer sorgen. Zu den ausgesäten Wildblumen gehören unter anderem Feldrittersporn, wilde Möhre, Färberwaid, eine alte gelb blühende, aber blau färbende Pflanze, und Färberkamille.

   „Für Wildblumenwiesen bieten sich solche Kahlflächen immer an", klärte Nicole Kovalev, zweite Vorsitzende beim NABU-Templin und Betreuerin der kleinen NABU-Jugendgruppe in Templin, auf. Im dichten Wurzelfilz von Grasflächen könnten die Wildsamen nicht keimen. Die Fläche war zuvor mit einer Gartenfräse auf­gelockert worden. Nach der Aussaat musste noch gewalzt werden. Die Kinder kamen ordentlich ins Schwitzen, taten es aber gern, um der Natur was Gutes zu tun, wie sie sagten. Ihr Arbeitseinsatz reihte sich ein in die NABU-Aktion „Deutschland summt!", bei der Insekteninseln in Städten für Wildbienen und Schmetterlinge geschaffen werden.

   Norbert Bukowsky würden in Templin gleich noch mehrere Standorte einfallen, an denen Wildblumen statt Rasen sprießen könnten: an der Ringstraße neben dem Radweg, an der Ecke Knehdener Straße/Jebenstraße, am Bürgergarten, an der Kurmeile, an der Feldstraße zwischen den beiden Schulen... Statt fünf Pflanzenarten fänden sich auf Wildblumeninseln 20 bis 30 Arten mit entsprechender belebender Wirkung für Insekten und Vögel. Solche Inseln der Artenvielfalt hätten zugleich den Vorteil, dass sie nur einmal im Jahr im Spätherbst gemäht und geharkt werden müssten, statt fünfmal wie bei Rasenflächen. Und auch die Kosten für die Ansaat hielten sich in Grenzen. Ein Kilogramm Saatgut koste knapp drei Euro, gebraucht würden gerade mal zwei Gramm pro Quadratmeter Fläche.

Der NABU Templin möchte das Projekt nun auch der Arbeitsgemeinschaft Großgrün bei der Stadt, die er gern in AG Stadtökologie umtaufen würde, empfeh­len, wenn der Arbeitsplan zur Gestaltung und Pflege von Teilflächen in der Stadt besprochen werde. Im Übrigen sei die Stadt Schwedt Vorreiter in der Uckermark auf dem Gebiet der Insekteninseln. Dort gebe es bereits zwischen Stadtverwaltung und NABU eine Kooperation. Die Stadt an der Oder sei Mitglied in der Biodiversitätsinitiative des Bundesamtes für Naturschutz und stelle ganz gezielt Wiesenbrachen für solche Insekteninseln in der Stadt zur Verfügung.

 

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s.werner@uckermarkkurier.de

 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 17.03.2017, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

Zuletzt geändert: 17.03.2017