Störrischer Storch will


einfach nicht Umziehen


Storchenhorst muss runter

Von Sigrid Werner

 

Adebare in Rutenberg brüten auf einem Strommast. Das ist gefährlich. Nun wurde in Absprache mit dem Naturschutz eine Nisthilfe an sicherer Stelle gebaut. Doch der Vogel will nicht so recht.

 

RUTENBERG. Die Störche sind spät dran in diesem Jahr. Am Mittelmeer hat den Seglern der Nordwind gefehlt. Doch jetzt kommen sie in Scharen. Am Wochenende flogen im uckermärkischen Rutenberg die Störche ihren gewohnten Horst an. Aurelia de Smet sah es mit Sorge. Steht doch der Strommast auf ihrem Grundstück, auf dem Storch Reinhold, so hat sie den treuen Vogel getauft, schon das Reisig zurechtzupft. Und das nur wenige Meter neben ihrer Sonnenterrasse. Sie mag den Vogel, seinen Eifer, mit dem er seine Partnerin verwöhnt. Und doch bringt der gefiederte Nachbar nicht nur Freude mit. Solch ein Mieter auf dem Strommast könne auch zu einer ziemlich übel riechenden Angelegenheit werden, ein ätzendes Risiko für das Auto in der Hofeinfahrt — und sogar zu einer Gefahr. Nicht nur für die Stromversorgung. Auch Storch Reinhold und seine Nachzucht lebten dort oben ziemlich gefährlich.

 

vergebliche Mühe des Storches

Eigentlich hatten die Rutenberger ihrem Adebar längst ein anderes „Wohnungsangebot“ unterbreitet. Auf einem Privatgrundstück auf der gegenüberliegenden Seite wurde extra ein Mast mit einem Wagenrad versehen und als Nisthilfe vorbereitet. Doch Storch Reinhold schlug das Angebot aus. Schon im vergangenen Jahr baute der Storchenmann wieder auf dem altbewährten Strommast auf dem Grundstück seiner alten „Vermieterin“ sein Nest und lockte damit seine Storchenfrau zum Brüten.

Doch wird das Reisig im Horst feucht, kann

es zu Kurzschlüssen führen und ordentlich

knallen, bestätigten Uwe Marschall vom Ener-

gieversorger EON e.dis, der schon als der heimliche Storchenbeauftragte im Unternehmen gilt, und sein Kollege Thomas Steek.

Auch bei Sturm sei das Nest auf dem Strommast eine ziemlich wacklige Sache. Die Hälfte des neuerlichen Nestaufbaus hatten die Frühlingswinde 2015 schon wieder hinunter in Aurelia de Smets Garten gefegt. Doch angesichts des Tempos, das der Storchenmann beim Nestbau vorlegte, fürchtete die Rutenbergerin, auch in diesem Jahr könnte Adebar wieder über ihrem Garten brüten, statt auf dem neuen Horstaufbau inmitten der Wiese, auf der gleich nebenan die Frösche quaken.

Nun drängte die Zeit. Thomas Steek und Andreas Pieth von EON e.dis machten sich in Absprache mit dem Storchenbeauftragten des NABU Norbert Bukowsky daran, bei Storch Reinhold eine Zwangsräumung durchzusetzen. Sie räumten das neue Nestmaterial ab und brachten einen Teil des Reisigs gleich hinüber auf den neuen Horst. Nun darf man gespannt sein, ob Adebar das neue „Wohnungsangebot“ in Ermangelung anderer diesmal akzeptiert.

„Sollte er es nicht annehmen, wären wir auch gern bereit, eine zweite Nisthilfe zu montieren", versichert Uwe Marschall. Hauptsache, die Vögel meiden die Elektromasten. De Smets Nachbar habe sich schon bereit erklärt, sein Grundstück dafür zur Verfügung zu stellen.

Im Übrigen baue EON e.dis nicht nur Nisthilfen für Störche, sondern auch Adlerhorste. „Und das mit Erfolg", sagt Marschall nicht ohne Stolz. Im vergangenen Jahr habe man einen Horst in Ahrensdorf und an der Krüseliner Mühle errichtet, die seien von Fischadlern angenommen worden. In diesem Jahr wolle man in Willmine einen solchen Nistplatz vorbereiten.

 

 

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Der Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der Templiner Zeitung vom 17.04.2015 entnommen.

 

Zuletzt geändert: 20.03.2016