Brütende Dohlen werden durch Baulärm gestört

Von Sigrid Werner

 

Wegen herabfallender Teile waren Reparaturarbeiten am Prenzlauer Tor in Templin nötig. Aber das Hämmern der Arbeiter beschwor eine andere Gefahr herauf.

 

TEMPLIN. Eigentlich sollte eine Gefahr gebannt werden. He­rabfallende Steine hatten die Templiner Stadtverwaltung Ende April veranlasst, eine Notreparatur in Auftrag zu geben. Die Bauarbeiter rück­ten an, klopften weitere lose Steine ab und sicherten alles. Gefahr gebannt, der Uckermark Kurier berichtete. Doch dann gab es Kritik.

 

Norbert Bukowsky vom NABU Templin hatte bei der unteren Naturschutzbehörde moniert, dass die Arbeiten in der Brutzeit der Dohlen durchgeführt worden waren. Dabei hatte der Ortsverein in den letzten Jahren mit viel Mühe versucht, den Bestand der in Deutschland bedrohten Vogelart in der Kurstadt zu einer stabilen Population entwickeln zu helfen und die Vögel rund um den Prenzlauer Torturm sesshaft zu machen.

 

2013 waren dort drei Brutpaare gezählt worden. Die Templiner NABU-Mitglieder hatten in der Platane auf dem Museumshof drei Nistkästen angebracht. Nach zwei Jahren seien nun auch diese Quartiere von den Dohlen angenommen worden. Fast alle verfügbaren Nischen im Prenzlauer Tor seien belegt, haben die Naturschützer erfreut festgestellt. Insgesamt wurden aktuell 32 Brutpaare gezählt.

 

Nun habe man aber beobachten müssen, dass diese Anstrengungen zunichte gemacht werden könnten. „Die Vögel brüten von April bis Juni, in dieser Zeit sollten sie nicht gestört werden", klärte Norbert Bukowsky auf. Wenn Elternvögel in dieser Zeit aufgeschreckt ihre Nester nur für eine halbe Stunde verlassen, könnten die Eier bei schlechter Witterung derart stark auskühlen, dass die Brut abstirbt.

 

Carolin Beckmann vom städtischen Bauamt räumte ein, dass man daran bei dem Auftrag zur Notreparatur nicht gedacht habe. Die untere Naturschutzbehörde habe es bei einer Verwarnung belassen, da ohnehin „Gefahr im Verzug" gewesen sei. Schließlich sollten Spaziergänger nicht von herab­fallenden Steinen getroffen werden. „Die Kritik hat uns aber für die Problematik sensibilisiert", sagte Carolin Beckmann.

 

Kontakt zur Autorin s.werner@uckermarkkurier.de

 

 

 

 Aus der Templiner Zeitung vom 18.05.2017, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

Zuletzt geändert: 21.05.2017