Fällung von Buchen wirft Fragen auf

Von Horst Skoupy

 

In der Templiner Buchheide werden zu viele der statt-lichen Bäume gero-det. Dieser Ansicht ist Diana Tischer. Das sehen Templins Stadtförster anders. Vor Ort erklärten die Fachmänner, was in einem der reizvoll-sten Waldgebiet der Stadt passiert.

TEMPLIN. Wenn Diana Tischer joggen geht, lenkt sie ihre Schritte oft in die Templiner Buchheide. Das Waldgebiet zählt für sie zu den reizvollsten Orten der Stadt. Doch seit einer ihrer jüngsten Touren von der Dargersdorfer Straße die alte Angermünder Landstraße entlang ist die Idylle getrübt. Grund dafür ist eine aus ihrer Sicht unverhältnismäßig große Holzentnahme. Als sie das gesehen habe, habe es ihr fast die Sprache verschlagen, wie sie sagte. „Seit Monaten und an-dauernd werden aus unserer einmalig schönen Buchheide in großer Anzahl die uralten Buchen genommen“, beschrieb sie ihre Beobachtungen. Ihr Eindruck ist, dass jedes Jahr mehr Bäume geschlagen werden. Sie selbst hat an den Wegen 400 Stämme gezählt, und das seien längst nicht alle gewesen. „Dabei wird keine Rücksicht auf die Brutperiode unserer Singvögel, Feuchtbiotope und seltene Pflanzen genommen“, kritisierte die Templinerin. Die „Baumrodung“, wie Diana Tischer den Holzeinschlag bezeichnet, erfolge mit schwerem Gerät. Dabei würden viele gesunder Bäume beschädigt oder ab-gebrochen. Und noch etwas beschäftigt sie. „Die Holzpreise sind im Keller. Ich verstehe nicht, warum man dann ausgerechnet jetzt so viel Holz einschlagen muss? Es kann doch nicht immer nur um Geld gehen. “Die Fällarbeiten hinterlassen bei ihr einige Fragen. „Wer genehmigt solche Aktionen? Warum wird so etwas während der Brutzeit der Singvögel durchgezogen? Wo bleibt der Naturschutz und was tun wir dadurch für den Klimaschutz?“ Sie befürchtet, dass die aus ihrer Sicht massive Baumentnahmen eine noch größere Austrocknung des Waldbodens und Senkung des Grundwasserspiegels bewirken. Beim Vor-Ort-Gespräch in der Templiner Buchheide, an einem Weg, an dem mehrere Meter hoch und lang Buchenstämme zur Abholung bereit liegen, wischten
Templins Stadtförster Jürgen Schuppelius und Christian Hierdeis

die Vorwürfe der Templinerin nicht einfach beiseite. Sich mit Ansichten, wie Diana Tischer sie schilderte, ausein-anderzusetzen, gehöre auch zu ihren Aufgaben, betonte Christian Hierdeis.So könne von einer Baumrodung im forstwirtschaft-lichen Sinne in der Buchheide keine Rede sein. „Wir haben rund 1700 Festmeter Holz ein-geschlagen, vor allem Buchen-holz“, informierte Jürgen Schuppelius. Und zwar von Stämmen, die jetzt in einem Alter sind, in dem sie den höchstmöglichen Ertrag ver-sprechen. Das Gros der Stämme sind für die Templiner Holz-industrie bestimmt, sodass die Transportwege denkbar kurz sind und das Holz zudem in der Region weiterverarbeitet wird. Mit jedem Jahr, das die Buchen länger stehen, verlieren die Buchen an Vitalität, wie nach den letzten Dürrejahren, und damit auch an Wert, ergänzte Christian Hierdeis. Eingeschlagen seien die Bäume auch nicht etwas nur an einer Stelle, sondern über das 1400 Hektar große Waldgebiet verteilt, dort, wo darunter schon junge Bäume nachwachsen. Apropos: In den 3500 Hektar großen Waldgebieten der Stadt wachse jährlich deutlich mehr Holz nach, als eingeschlagen werde, so Jürgen Schuppe lius. Nach den Vorgaben der Politik könnte der städtische Forstbetrieb jährlich bis zu 15 000 Festmeter Holz aus dem Wald entnehmen. Davon sei man in Templin weit entfernt. Was den Zeitpunkt des Holzeinschlags betrifft, so würden für Wirt-schaftswälder die Regeln für Fällarbeiten während der Brut und Vegetationszeit nicht gelten. Sie könnten ganzjährig durchgeführt werden, so Christian Hierdeis, und müssen auch nicht von Behörden genehmigt werden. „Wir ver-stecken uns aber nicht hinter Gesetzen und Verordnungen. Deshalb haben wir den wirtschaftlichen Holzeinschlag auch Ende Februar abge-schlossen“, sagte er. Fällarbeiten, die jetzt noch vorgenommen werden, würden im Rahmen der Verkehrssicherung an Rad- und

Spazierwegen erfolgen, von denen es viele in dem Waldgebiet gibt. Dazu sei die Forstverwaltung der Stadt verpflichtet, denn nach einem seit 1994 von den Stadtverordneten beschlossenen Konzept, ist die Buchheide nicht nur ein Wirtschaftswald, sondern auch ein Erholungswald, der den Einwohnern der Stadt und Touristen zur Naherholung dienen soll. Das erfordere aber, Bäume entlang der Wege jährlich zu kontrollieren und wenn es für die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern notwendig ist, sie auch zu fällen. Im Übrigen sei die Buchheide auch ein Natur-schutzwald, der Schritt für Schritt zu einem gemischten stufigen Wald mit Laub- und Nadelbäumen mehrerer Generationen umgebaut werde, ergänzte Christian Hierdeis. Alle drei Ziele zusammen-genommen, sei die Arbeit in der Buchheide eine ständige Suche nach Kompromissen. Nicht zuletzt habe die von Diana Tischer befürchtete Austrocknung des Waldbodens durch den Holz-einschlag auch eine Kehrseite. Es sei sicher richtig, dass die Sonneneinstrahlung an den Stellen, an denen Bäume entnommen werden, größer ist. Aber auch der Regen – wenn er denn endlich mal kommt – würde besser durch die Lücken im geschlossenen Kronendach fallen und den jüngeren Bäumen sowie anderen Pflanzen helfen. Das lasse sich an diversen Stellen in dem Waldgebiet nachvollziehen. Im Templiner Regionalverband des Naturschutzbundes (Nabu) liegen übrigens keine Hinweise auf einen bedenklichen Holzeinschlag in der Buchheide vor. Das sagten Geschäftsführer Thomas Volpers und der Erste Vorsitzende Norbert Bukowski. Sie boten Diana Tischer dessen ungeachtet an, sich mit ihr gemeinsam in dem Waldgebiet umzuschauen und die Fällarbeiten aus naturschutzfachlicher Sicht zu bewerten.

 

 

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h.skoupy@nordkurier.de

 

 

 


 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 11.05.2020, Seite 15, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

 

Zuletzt geändert: 11.05.2020