Weniger Nachwuchs in den Horsten

Von Michaela Kumkar

 Wenn das Futterangebot knapp wird, kommen Weißstörche in Not: Sie finden nicht genug Nahrung, um ihre Jung-vögel aufzuziehen. In die-sem Jahr ist deren Zahl deshalb erheblich zurück-gegangen. Fachleute be-nennen Ursachen für diese Ent-wicklung.

TEMPLIN. Besorgniserregend fällt die Bilanz der beiden Weißstorch-beauftragten im Alt-kreis Templin, Wolf-Hasso Seybold und Norbert Bukowsky für 2019 aus: In diesem Jahr ist die Zahl der Jungstörche in der Region deutlich zurückgegangen. „Es waren unter dem Strich nur 56", so Wolf-Hasso Seybold. 2018 wurden 94 junge Störche gezählt. Im Schnitt seien aufgezogene 2,5 Jungvögel pro Brutpaar nötig zur Arterhaltung. „In diesem Jahr lag dieser Wert nur bei 1,4. Das ist schon bedenk­lich."

 Seit geraumer Zeit haben die beiden Männer ein wach­sames Auge auf die Weiß­störche, die sich im Altkreis niederlassen. Dabei halten sie unter anderem schriftlich fest, wann die Vögel Einzug halten, wie viele Brutpaare es gibt, wie viele Jungtiere, stel­len Vergleiche zu den Vorjah­ren an. Insgesamt existieren in ihrem Einzugsbereich 66 Horste, die sie kontrolliert haben. 25 davon waren nicht besetzt.

 Ursachen für den dies­jährigen Rückgang beim Storchennachwuchs gibt es mehrere, so die Experten. „Die vorrangig trockenen Pe­rioden in diesem Jahr hatten offenbar großen Einfluss auf die Versorgung der Jungvögel mit Futter. Viele feuchte Stel­len: und Areale im Altkreis Templin waren ausgetrock­net." Die Folgen lagen auf der Hand. „In der Anfangs­zeit der Aufzucht gab es zu wenig Regenwürmer", so Seybold. Augenscheinlich haben die Störche aber auch zu wenige Amphibien/Reptilien, Großinsekten und Feldmäuse gefunden, um die Jungtiere ernähren zu können.

 Letzteres sei zurückzu­führen auf Monokulturen und Pestizideinsatz in der Land-wirtschaft, stellen Wolf-Hasso Seybold und Norbert Bukowsky fest. Außerdem gebe es kaum noch blühende Randstreifen an den Feldern. Wiesen würden zugunsten landwirtschaftlich genutz­ter Flächen verschwinden. Unter dem Strich alles ande­re als günstige Bedingungen für den Storchennachwuchs. Wolf-Hasso Seybold würde sich deshalb mehr positive Beispiele, wie die Bewirt­schaftung einer Wiesenflä­che vor dem Trebehnsee, wünschen. „Sie wird nur zur Hälfte landwirtschaftlich ge­nutzt. Die andere bleibt in ihrem natürlichen Zustand."

 

Positiv festgehalten ha­ben die beiden Weißstorchbeauftragten, dass es 2019 41 Brutpaare im Altkreis Templin gab. Eins mehr als im vergangenen Jahr. Von diesen 41 zogen 30 Paare Junge auf", informiert Wolf-Hasso Seybold. Die Statistik weist außerdem sieben tote Jungvögel auf. Zwei wurden in Hammelspring gefunden, zwei in Warthe und ein toter Jungvogel in Lindenhof. In Klosterwalde wurde ein aus dem Nest gefallener kleiner Storch rechtzeitig entdeckt. Zunächst kümmerte sich Tierarzt Ingo Börner, in des­sen Obhut sich bereits mehr­fach Störche befunden hat­ten, um das Tier. „Er brachte es dann in die Aufzuchtstation nach Pasewalk", erzählt Wolf-Hasso Seybold.

 Bei ihren Aufzeichnungen sind die beiden Weißstorchbeauftragten natürlich auch auf Hinweise von Menschen angewiesen, die in unmit­telbarer „Nachbarschaft" der Störche zu Hause sind. Auf diese Weise hat sie auch schon die eine oder andere kuriose Nachricht erreicht. So, wie aus Boisterfelde. Dort sind seit zwei Jahren die Weißstörche nicht die ersten „Mieter" im Horst, sondern ein Stockentenpaar mit sei­nem Nachwuchs. Übrigens, der erste Storch dieses Jahres wurde am 26. Februar gesich­tet, wieder in Milmersdorf. Knapp vier Wochen später steuerte ein Artgenosse den Horst in Klein Fredenwalde an, am 25. März war es in Rosenow so weit.

 Kontakt zur Autorin    m.kurnkar@nordkurier.de

 

 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 03.09.2019, Seite 15, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

 

Zuletzt geändert: 03.09.2019