Wintervögel genau im Blick

Stunde der Wintervögel

 

Von Andrea Dittmar und Monika Strehlow

 

Bodo Giering nimmt sich zweimal im Jahr Auszeiten für jeweils eine Stunde. Dann zählt der Hobby-Ornithologe in sei- nem Garten Vögel. Dort kommt er zu erstaunlichen Ergeb-nissen.

 

UCKERMARK. Warm eingepackt wird sich Bodo Giering am Sonnabendvormittag in seinem Garten in Boitzenburg niederlassen, mit Stift, Schreibblock und Fernglas. Der 55-Jährige wird den Himmel absuchen und beobachten, was sich in Sträuchern und Büschen an Vögeln tummelt. Für das Wochenende haben der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und der Landesbund für Naturschutz in Bayern (LBV) e.V. die mittlerweile sechste „Stunde der Wintervögel" ausgerufen.

Eine Stunde sollen Vogelbeobachter dafür aufbringen, um die gefiederten Gäste in ihrer Umgebung zu zählen. „Dabei ist es nicht wichtig, zu welcher Zeit oder an welchem Tag die Vögel gezählt werden", erklärt Bodo Giering. Vor vier Jahrzehnten beschäftigte er sich das erste Mal mit dem, was da am Himmel umher fliegt, heute leitet er die Fachgruppe Ornithologie und Artenschutz beim NABU-Regionalverband Templin. 20 Frauen und Männer, die sich auf unterschiedliche Bereiche spezialisierten, frönen dort ihrem Hobby, der Vogelwelt (Ornithologie).

Buntspecht

„Ich komme beim Zählen meist auf so 15 oder 16 Arten, die an meinem Haus zu finden sind", sagt der Ornithologe. Nicht jeder Vogel bekommt einen Strich, sondern Bodo Giering notiert die höchste Anzahl einer Art, die er gleichzeitig beobachtet. Vogelkundler leisten so wichtige Feldforschungen für wissenschaftliche Erhebungen, die beispielsweise im Landesumweltamt sehr geschätzt werden. Kohlmeise, Spatz und Grünfink landen bei Giering sehr häufig vor der Linse des Fernglases. Aber auch Blaumeisen oder Amseln kann er beobachten. „Manche Vögel kann ein Laie nicht unterscheiden, besonders die vielen Meisenarten können interessant sein", so Bodo Giering, der immer ein Vogelkunde-Buch bei den Beobachtungen dabei hat. Artenkenntnis ist kein Muss beim Zählen, aber von Vorteil, denn Feld- und Haussperling sehen für viele Laien gleich braun und plüschig aus. Deswegen habe die Massen-Vogelzählung einen anderen Stellenwert, als die Erhebungen etwa für den bundesweiten Brutvogelatlas, an dem sich rund 5000 Experten der Vogelkunde beteiligten.

 Der ungewöhnlichste Vogel, der Bodo Giering bei der Zählung am Haus begegnete, war ein Wanderfalke. „Das ist schon zwei Jahre her. Der Wanderfalke gehört nicht zu den typischen Wintervögeln, kreiste aber über dem Haus." Doppelzählungen können dabei natürlich zustande kommen, erklärt der Vogelkundler. Bei ihm in der Nähe zählt, so weit er wisse, jedoch kein Nachbar. Hinzukommende Vögel werden allerdings nicht mehr in die Liste aufgenommen. „Die Stunde der Wintervögel zielt auf die Öffentlichkeit, richtet sich an Menschen, die die Natur lieben. Sie ist aber auch eine gute Möglichkeit, Kinder und junge Leute für die Vogelwelt zu begeistern", findet er. Das sei wichtig, weil Naturschutz nach seiner Meinung bei vie­len nur eine Randglosse ist. „Es gibt heute so viele Ablen­kungsmöglichkeiten für die Kinder."

 Bei der letzten großen Zählung im Januar 2015 beteiligten sich laut NABU-Angaben über 77 000 Menschen, über zwei Millionen Vögel wurden dabei gemeldet. „Je größer die Teilnehmerzahl ist, desto wertvoller werden die Ergebnisse", so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Damit können sich die Fachleute für den Schutz der Vögel stark machen.

 Am Futterhaus wird Bodo Giering seinen Beobachtungsposten nicht aufschlagen. „Ich schaue, was vorbei geflogen kommt", so der Boitzenburger. Die Beobachtungen können im Internet unter www.stundederwintervoegel. de gemeldet werden. Auch telefonisch können Vogelbeobachter am Wochenende ihre Listen weitergeben.

 Telefon: 08001157115          

 

Kontakt zu den Autorinnen: red-prenzlauer®uckermarkkurier.de

 

Obiger Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der TEMPLINER ZEITUNG entnommen (Lokalteil des UCKERMARK KURIER vom 06.01.2016)

 

 

Zuletzt geändert: 20.03.2016