Sie sind Krötenretter ehrenhalber

Von Michaela Kumkar

 

 

 

Zwei Uckermärker engagieren sich freiwillig dafür, dass Amphibien den Weg vom Laichgebiet zum Winterquartier unbeschadet überstehen. Denn unterwegs gibt es für die Tiere eine ganze Reihe von Gefahren.

 

 

TEMPLIN. Jana Puhlmann und Daniel Seide genießen den Sommer. Trotzdem hätten die beiden Templiner nichts gegen ergiebigen Regen, nicht nur, weil das ihrem Garten gut tun würde. Sie denken dabei auch an ihre ganz besonderen Schützlin­ge, die sich beim erfrischen­den Nass von oben sicherlich noch einmal in Bewegung setzen werden. Das wieder­um bedeutet Arbeit für Jana Puhlmann und Daniel Seide, die sie jedoch gern tun.

Das Paar kümmert sich darum, dass Erdkröten, die ihr Laich­gebiet am Templiner Kanal in der Nähe der Ziegeleibrücke haben, unbeschadet ihr Win­terquartier erreichen kön­nen. „Dazu müssen die Tiere über die Straße. Die hohen Bordsteine können aber weder die kleinen Kröten noch später die großen überwin­den. Da wird die Straße quasi zur Todesfalle. Oder aber die Kröten stürzen in die offenen Gullys", erklärt Daniel Seide. Letzteres ist zumindest ent­lang der Straße an der Brü­cke nicht mehr möglich. Die Stadt Templin hat die Gullys mit Abdeckungen aus speziel­lem Material versehen. Auch ein Ergebnis des Einsatzes von Jana Puhlmann und Da­niel Seide. „Wir hatten uns wegen des Problems an die untere Naturschutzbehör­de beim Landkreis gewandt. Dort empfahl man uns, dass wir mit Norbert Bukowsky vom Naturschutzbund (NABU) sprechen sollten", berichtet Jana Puhlmann.

 

Das haben die beiden ge­tan und betätigen sich seit­dem als Krötenretter, so wie es ihr Schichtdienst erlaubt, auch abends oder zu später Stunde. Sie sammeln die Krö­ten ein, setzen sie in Schüs­seln und tragen sie so über die Straße. „Über 1000 Tiere dürften es bei den letzten Aktionen gewesen sein. Al­lein an einem Abend haben wir 248 Kröten gezählt", so die Templiner. Ihr Einsatz ist übrigens nicht unbe­merkt geblieben. Passanten, die dort unterwegs waren, zeigten Interesse. „Zuerst wurden wir gefragt, ob wir etwas verloren hätten. Dann erklärten wir den Sinn der Aktion und bekamen spon­tan Unterstützung", erzählt Jana Puhlmann, speziell von jungen Leuten. Mit von der Partie war auch Jacqueline Zimmermann, eine Arbeits­kollegin von Daniel Seide.

 

Norbert Bukowsky vom Regionalverband Templin des NABU freut sich über so viel ehrenamtliches Engagement. „Es ist eher die Ausnahme, denn in der Regel werden wir

 

Von Leuten angerufen, wenn es Probleme gibt, damit wir aktiv werden", sagt er auf Nachfrage. Jana Puhlmann und Daniel Seide hätten sich hingegen ganz allein um al­les Notwendige gekümmert, damit die Kröten gerettet werden. Die Abdeckung der Gullys an der Ziegeleibrücke löse das Problem jedoch noch nicht vollständig. „Wir wollen uns darüber noch einmal mit der Stadtverwaltung, unterhalten", kündigt Nor­bert Bukowsky an.

 

Dr. Norbert Schnee­weiß, Leiter der Natur­schutzstation Rhinluch und im Land Branden­burg Verantwortlicher für den Lurch- und Kriechtier­schutz, habe mehrere Varian­ten vorgeschlagen, wie man die Amphibien besser schüt­zen kann. „Jedes Jahr fallen viele Tiere in Entwässerungs­schächte und verhungern praktisch in den Entwässerungssystemen", beschreibt Norbert Bukowsky die Si­tuation. Um das zu verhin­dern, gibt es die Möglichkeit, sogenannte Ausstiegshilfen zu installieren. Welche den größten Erfolg bringen, das sei in Versuchsreihen getestet worden, so der Hinweis von Norbert Schneeweiß. Mithilfe von sogenannten Drainage­matten konnten am meisten Amphibien aus dem Schacht entkommen. Bewährt hatten sich auch Ausstiegshilfen in Regenüberlaufbecken.

 Jana Puhlmann und Daniel Seide hoffen nun für die Zu­kunft, dass in Templin bald weitere Maßnahmen für mehr Schutz der Tiere reali­siert werden. Bis dahin wer­den sie weiterhin ein wach­sames Auge auf „ihre" Kröten haben.

 

FOTOS (4): MICHAELA KUMKAR

 

Kontakt zur Autorin: m.kumkar@uckermarkkurier.de

 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 28.07.2016, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

Zuletzt geändert: 29.07.2016