Von Horst Skoupy
Statt zur Schule sind an den vergangenen zwei Tagen Zwölft-klässler in die Wiesen am Templiner Kanal gegangen. In Hand-arbeit bargen sie Grün-schnitt. Ihre Hil-fe trägt zum Schutz seltener Pflanzen bei, versicherten Natur-schützer.
TEMPLIN. Mittwochmorgen in den Templiner Kanalwiesen: Mit Forken schichten Zwölftklässler des Mathe-Leistungskurses am Gym-nasium Templin Schilf und Gras auf Planen und bringen das Mähgut einen Hügel hinauf bis zum Weg am Rande des Bürgergartens. Dort neh-men es Thomas Volpers vom NABU-Regional-verband Templin und ein Mit-schüler in Empfang und laden es auf einen Anhänger. Die unge-wohnte Arbeit ist für die meisten der Jugendlichen anstrengend. Doch sie wissen auch, dass sie einem guten Zweck dient, und deshalb sind sie eifrig bei der Sache. Damit im kommenden Jahr auf den Wiesen wieder seltene Orchideen wachsen und ge-deihen können, muss der Grünschnitt von
zwei der Wiesen ge-borgen werden. „Es ist anstrengend, die Pla-nen mit den abge-mähten Pflanzen den Berg hinaufzuziehen", gestand Betty Da-maschke. Wie viele ihrer Mitschüler hatte sie bislang weniger mit aktivem Pflanzen-schutz zu tun. Dass die Jugendlichen einen Beitrag zur Pflege der Orchideenwiesen leisten, hält sie aber für eine gute Sache.
Eigentlich hätte der Arbeitseinsatz schon kurz vor den Som-merferien stattfinden sollen. „Durch Corona war in diesem Jahr alles ein bisschen anders",
erläuterte Steffi Mittag, Lehrerin für Mathe-matik und Chemie am Gym-nasium, die am Mittwoch ebenfalls zur Forke gegriffen hatte. Traditionell führen die Elftklässler zum Ende des Schuljahres
ihren Einsatz in den Kanal-wiesen durch, erzählte sie. „Vor den Ferien waren wir froh, überhaupt noch Unter-richt durchführen zu können." Doch wie heißt es so schön? Aufgeschoben ist nicht
aufgehoben.
Und so griffen am Mittwoch 26 Jugend-liche zu den Werk-zeugen, um die Arbeit nachzuholen.
Schon am Vortag hatten Mitschüler der Jahr-gangsstufe zwölf das Schilf und Gras, das in der vergangenen Wo-che von Mitarbeitern der Naturwacht gemäht worden war, in Reihen aufgeschichtet und für den Abtransport vor-bereitet.
Wie wertvoll die Hilfe durch die Schüler ist, macht Norbert Bukowski vom Templiner Regional-verband des NABU deut-lich. Die feuchten Wiesen am Templiner Kanal sind das größte zusammen-hängende Areal in der Region, in dem seltene Orchideen wachsen und gedeihen. Rund 4500 Arten von Knabenkräu-tern, zu denen die Pflanzen gehören, gibt es dort. Rund 1500 Arten sind es allein auf den beiden Flächen, bei deren Pflege die Gymnasiasten mitgeholfen ha-ben.
Diese Arten zu schü-tzen, dem hat sich der NABU-Regional-ver-band verschrieben.
Mit den Eigentümern der Flächen gibt es seit Jahren einen Kooperationsver-trag, in dem sich die Naturschützer für die
Pflege der Wiesen verpflichtet haben, infor-mierte Norbert Bukow-ski.
Dazu gehört, dass die Wiesen einmal im Jahr gemäht werden. Nur so haben die Orchideen im kommenden Jahr die Chance, wieder zu blühen, erläuterte Tho-mas Volpers. Zum Schutz der Pflanzen müsse da-bei in den Wiesen auf den Einsatz von Technik weit-gehend verzichtet werden. Jede helfende Hand ist daher will-kommen. Mit den Schulen der Stadt, un-ter anderem mit dem Gymnasium Templin, gebe es deshalb seit Jahren einen Ko-operationsvertrag zur Pflege der Wiese. Der zahlt sich übrigens für die Schü-ler aus. Für den Ar-beitseinsatz erhält der Förderverein der Schule einen drei-stelligen Geldbetrag.
Kontakt zum Autor h.skoupy@nordkuriencle
Aus der Templiner Zeitung vom 10.09.2020, Seite 15, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Zuletzt geändert: 13.09.2020