ALT PLACHT. Eine Woche lang hatten sich Krohnhorster um ein wenige Tage altes Feldlerchenküken gekümmert. Der Hund des Paares hatte ihnen den Vogel nach einem Spaziergang sozusagen vor die Füße gelegt. Die beiden nahmen das Wildtier zunächst in ihre Obhut und brachten es dann in eine Auffangstation für Wildtiere. Den Beitrag im Uckermark Kurier darüber hat auch Jens Daher, Revierförster in Alt Placht, aufmerksam gelesen.
Solche Geschichten betrachtet er mit Sorge. „Das sind inzwischen keine Einzelfälle mehr", reagierte er, als er sich in der Redaktion meldete. Jens Daher verwies auf das brandenburgische Naturschutzgesetz. „Danach ist es unter anderem verboten, wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen." Auch im Fall der jungen Feldlerche sei menschliches Eingreifen in die Natur nicht nötig gewesen. „Feldlerchen sind Nestflüchter und Bodenbrüter", erklärte der Förster. Letzteres treffe auf viele Vogelarten zu. „Die Eltern sind meist in der Nähe und kümmern sich um ihren Nachwuchs."
Noch größere Probleme gebe es mit frei laufenden Hunden im Wald, auf Brachen, Feldern und Wiesen. „Gerade jetzt in der Brut- und Setzzeit von April bis Ende Juni. Damit werden nicht nur Jungvögel gestört, sondern auch Hasen und Rehe. Hunde gehören in solchen sensiblen Bereichen und in Naturschutzgebieten an die Leine." Das gelte auch im Wald. Leider erlebe er nahezu wöchentlich, dass sich Hundebesitzer besonders an Letzteres nicht halten. „Sie begehen damit eine Ordnungswidrigkeit", so der Hinweis des Försters. Dabei gebe es genügend Auslaufplätze in den Städten.
Oft seien sich die Besitzer nicht darüber im Klaren, welche Auswirkungen solche Störungen auf Wildtiere haben. Das sieht auch Arno Hinz, Mitarbeiter der Oberförsterei Milmersdorf und Mitglied des NABU, so. Ihn hatten die Krohnhorster um Rat gefragt, nachdem sie das Küken zu sich genommen hatten. So sehr er die Leistung des Paares aus Krohnhorst auch schätze, wolle er doch noch einmal auf diesem Wege an alle Hundebesitzer appellieren, ihre Vierbeiner in freier Wildbahn nur auf Wegen und angeleint zu führen. „Das fängt in dieser sensiblen Jahreszeit auf der Brache hinter dem eigenen Gartenzaun an", sagte der Fachmann. „Solche Beeinträchtigungen können zum kompletten Verlust der Jungtiere führen, wenn der Hund sie beispielsweise aus dem Nest vergrämt, wo dann andere Beutegreifer leichtes Spiel haben", ergänzte er.
„Hunde können nichts dafür. Von ihren Haltern muss man jedoch erwarten können, dass sie Verantwortung übernehmen", betonte Jens Daher. Er würde sich wünschen, dass sich Menschen in der Natur wieder mehr in der Rolle des Gastes sehen. „Nichts spricht dagegen, Tiere zu beobachten. Aber vom Weg aus. Man muss nicht in jedes Nest schauen und auch kein Rehkitz mitnehmen, weil man meint, dass es verlassen wurde."
Kontakt zur Autorin m.kumkar@nordkuriende
Aus der Templiner Zeitung vom 16.05.2019, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Zuletzt geändert: 16.05.2019