Milmersdorfer Storch ist besonders früh dran

Da werden Frühlingsgefühle wach, ungeachtet frostiger Temperaturen: Freund Adebar hat sein Quartier mitten im Dorf bezogen. Beobachter wissen, dass er ohnehin immer zeitig die Uckermark ansteuert. Das hat seinen Grund, erklärt Veterinärmediziner Ingo Börner.

Milmersdorfer Storch

Von Michaela Kumkar


MILMERSDORF. Er ist wieder da, in diesem Jahr besonders früh: der Milmersdorfer Storch, der sich nun schon seit drei Jahren auf dem dortigen Horst niederlässt. Den ersten Besuch stattete der Vogel Tierarzt Ingo Börner ab. Immerhin ein „alter Bekannter" für ihn. Augenscheinlich weiß Freund Storch immer noch, dass auf dem Anwesen des Milmersdorfers stets Vertreter seiner Art untergebracht sind, die wegen einer Verletzung besonderer Pflege bedürfen. „Im Augenblick allerdings nicht", erzählt Ingo Börner. Der Veterinärmediziner ist oft Ansprechpartner oder sogar Quartier-geber, wenn es um verletzte Weißstörche geht. Zu seinen Patienten zählten aber auch schon andere Wildtiere wie beispielsweise Bussarde, Milane, verletzte Seeadler, Rohrweihen bis hin zu einer seltenen und unter Schutz stehenden Großtrappe, der Uckermark Kurier berichtete.
  Jemand, der so genau in der Materie steckt, registriert natürlich ganz genau das Eintreffen des Storchs in Milmersdorf. „Diesmal steuerte er den Horst am 24. Februar an", so der Tierarzt. Dieser Adebar ist ohnehin ein früher Vogel, lässt Ingo Börner wissen. Man könne sich eigentlich immer darauf verlassen, dass er vier Wochen eher auftaucht, bevor andere Artgenossen in der Region eintreffen. Dafür hat der Fachmann eine plausible Erklärung: Störche fliegen nicht mehr bis Afrika, um dort zu überwintern. Sie tun das stattdessen in Spanien und sind demzufolge eher aus den wärmeren Regionen zurück."
  Dass es sich wirklich um den Milmersdorfer Storch handelt, der auch in den vergangenen beiden Jahren dort mit einem Weibchen brütete und den Nachwuchs aufzog, weiß Ingo Börner durch die Beringung.

Sorgen machen, dass sich der Frühankömmling bei den derzeit doch eher noch frostigen Temperaturen erkälten könnte, muss sich übrigens niemand. „Auch dafür hat sich die Natur eine Regelung einfallen lassen. Vögel besitzen eine besondere Temperaturregelung." Im Rumpf beträgt sie 38 Grad und nimmt dann entlang der Beine rasch ab, bis auf null Grad.
  Bleibt zu hoffen, dass 2016 ein gutes Storchenjahr wird. 2015 war es das nicht, zumindest nicht im Altkreis Templin. Zu diesem Schluss kamen die beiden Weißstorchbeauftragten für die Region, Norbert Bukowsky und Wolf-Hasso Seybold, nach der Auswertung aller Beobachtungsdaten. „Kontrolliert wurden 63 Horste, elf waren nicht besetzt. Insgesamt haben sich 52 Brutpaare niedergelassen. 40 hatten Nachwuchs." Gezählt wurden 79 Jungstörche. Zum Vergleich: 2014 sah die Situation entspannter aus. 50 Brutpaare, 46 mit Nachwuchs und 119 Jungvögel schlugen damals zu Buche. Ursache für die negative Bilanz im vergangenen Jahr war das witterungsbedingt schlechte Nahrungsangebot für die Störche.
  Was unter anderem auch damit zu tun, dass immer mehr Wiesenflächen verschwinden, weiß Norbert Bukowsky. Weißstörche füttern nur so viele Jungvögel, wie es das Nahrungsangebot erlaubt. Finden sie nicht genug zu fressen, wird der Nachwuchs aus dem Horst geworfen. „Das ist ein ganz natürliches Verhalten der Vögel, auch wenn es auf uns Menschen rabiat wirkt", betont Tierarzt Ingo Börner.


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m.kumkar@uckermarkkurier.de

 

 

Obiger Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der TEMPLINER ZEITUNG entnommen (Lokalteil des UCKERMARK KURIER vom 27./28.02.2016) .

 

Zuletzt geändert: 20.03.2016