Von Horst Skoupy
Die Vögel sind stur, was ihre Nistplätze betrifft. Mit einer List gelang es in der Kurstadt, sie zum Umzug zu bewegen.
UCKERMARK. Schwalben gelten als Boten des Frühlings. So gern sie als solche gesehen werden, sind viele Hausbesitzer oft wenig begeistert, wenn sie ihre Nester vorzugsweise an den Fassaden bauen. Auch am Templiner Ahorn Seehotel haben sie alljährlich in Fenster- nischen genistet. Dort war es allerdings weniger der Anblick der Nester als vielmehr die im vergangenen Jahr begonnene Fassadensanierung, die die Hotelleitung zusammen mit dem Naturschutzbund (NABU) sowie der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Uckermark zu einer spannenden Vogelschutzaktion veranlasste. Das Projekt ist gelungen, deshalb konnte Hoteldirektorin Yvonne Schnell am Freitag eine Auszeichnung vom NABU-Landesverband Brandenburg entgegennehmen.
Doch der Reihe nach: Mit Beginn der Fassadengestaltung stand die Frage, was mit den Schwalben passieren soll. Das Hotel holte sich Rat bei Norbert Bukowski vom NABU Templin und Torsten Blohm, Mitarbeiter der unter Naturschutzbehörde. Die Lösung schien einfach: Die Vögel sollten „umziehen". Von den Fensternischen hinauf auf das Dach, wo für sie extra ein Dachüberstand mit über 100 „attraktiven Brutplätzen", wie Torsten Blohm findet, simuliert wurden. „Aber Schwalben sind etwas stur, was ihre Nistplätze betrifft. Sie mussten dazu ‚überredet' werden", sagte er. So kam eine List ins Spiel. „Wir haben an den Nisthilfen Lautsprecher angebracht und über sie typische Schwalbenrufe abgespielt", so Blohm.
Der Trick hat funktioniert. Nachdem die ersten Schwalben „eingezogen" waren, taten es die anderen ihnen gleich. Mittlerweile sind bereits über 50 Prozent der Nist-hilfen besetzt. Auch in den kommenden Jahren werden sie dort ohne weitere Tricks einziehen, sind die Experten optimistisch.
„Für den Naturschutz werden oft viele Gelder in Projekte gesteckt, deren Erfolg fraglich ist. Hier wurde mit wenig Aufwand eine klassische Umsiedlung betrieben, die funktioniert hat", freute sich Blohm. Obwohl Schwalben hierzulande keine Seltenheit sind, gehen ihre Bestände zurück, sagte Nicole Kovalev, stellvertretende NABU-Landesvorsitzende. Das belegen Zahlen bei den jährlichen Zählungen zur „Stunde der Gartenvögel". Demnach gingen seit Beginn der Vogelzählungen vor zwölf Jahren die Mehlschwalbenzahlen um 41 Prozent, die der Mauersegler sogar um 45 Prozent zurück. Aktionen wie die des Templiner Seehotels seien daher wichtig. Und so erhielt es die Anerkennungsplakette „Schwalben willkommen", die seit 2012 an rund 500 Schwalbenfreunde verliehen wurde.
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Aus der Templiner Zeitung vom 06.08.2016, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Zuletzt geändert: 06.08.2016