Von Sigrid Werner
Wie durchlässig sind die Templiner und Lychener Gewässer? Das Landesamt für Umwelt legte jetzt die Resultate eines ökologischen Gewässerchecks vor. Es zeigt, wo der Schatz unserer Region, die uckermärkische Seenlandschaft, Hilfe braucht.
TEMPLIN. Aufgewühlt, grünlich grau. staubig so präsentiert sich der Templiner Stadtsee derzeit nach einem Tag voller Bootsverkehr den Wassertouristen. Zum Baden gäbe es in der Region klarere Seen. Dennoch will die Kurstadt auch irgendwann wieder mit ihrem Stadtsee Juwel punkten. Was' muss dafür getan werden und von wem? Wer konkrete Antworten darauf erwartete beim Bürgerforum des Landesamtes für Umwelt in Templin zur Gewässerent-wicklungskonzeption für die Lychener und Templiner Gewässer, der war am Ende vermutlich etwas enttäuscht. Denn die Planungsergebnisse wurden im Rathaus von den Akteuren nicht gerade bürgernah rübergebracht.
Wer nur oberflächlich hinhörte, hätte glauben mögen, alles sei im grünen Bereich in der Touristenregion. „Die Lychener und Templiner Gewässer sind überwiegend in gutem strukturellem Zustand, aber fehlende Durchgängigkeit und Staubeeinflussung schmälern das gute Bild". schätzte das Landesamt für Umwelt (LFU) ein.
Seit 2013 hatten Gewässerökologen im Auftrag des Landes einen ökologischen Qualitätscheck für das 149 Kilometer Fließgewässer und über 60 Seen umfassende Gebiet vorgenommen: Sie dokumentierten Fließgeschwindigkeiten, Staustufen, Wassertemperaturen, Uferzonen, Fauna und Flora, Durchlässigkeit, Bewirtschaftung, Bauwerke. Die Defizitkarten seien im Internet abrufbar. Wer das schon mal mit einer langsamen Internetverbindung probiert hat, der weiß um die Geduld, die man da aufbringen muss, um Konkretes zu erfahren.
Der Lübbeseegraben und der Ahrensdorfer Kanal gehören zu Jenen Gewässern, die nach der Gewässerentwicklungskonzeption erst in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden sollen.
Handlungsbedarf an
Gräben und Fließen
Dabei sieht das Landesamt durchaus Handlungsbedarf. Vor allem an der ökologischen Qualität von Schulzenfließ, Hammerfließ, Lübbeseegraben und Trebehnseegraben möchte man drehen. Am Ufer des Lychener Stadtsees steche die Beeinträchtigung durch die Uferverbauung ins Auge. Etwa 20 Prozent der untersuchten Seen falle durch landseitige Beeinträchtigungen auf, hieß es.
Als einer der wenigen interessierten Bürger wollte Ferdinand Focke auf dem Bürgerforum wissen, ob auch landschaftliche notwendige Abflüsse ermittelt wurden, die Voraussetzung seien für die Durchlässigkeit der Gewässer. Jutta Kallmann vom LFU bekannte, dass es dazu an zuverlässigen und lückenlosen Pegeldaten fehle.
Außerdem fragte der Templiner nach der stofflichen Belastung der Seen, die vor allem im Templiner Stadtsee augenscheinlich sei. Die stoffliche Beeinträchtigung habe nicht im Vordergrund der Untersuchungen zur Gewässerentwicklungskonzeption gestanden, hieß es, es gebe aber ein zusätzliches Nährstoffreduzierungskonzept, das allerdings die Schwachstellen nicht im Detail verorte. Über Gewässerrandstreifenmaßnahmen und Nachrüstungen von Kläranlagen wolle man Einfluss nehmen.
Die GEK-Maßnahmepläne indes bezogen sich vor allem auf die Verbesserung der ökologischen Durchlässigkeit, der Ufer- und Sohlstruktur, auf Naturschutzmanagement, Hochwasserschutz und Gewässerunterhaltung.
So soll die ökologische Durchlässigkeit für Aal, Döbel & Co, zum Beispiel vom Stolpsee bis zum Großen Küstrinsee, an Hammer-, Knehdenfließ und Lübbeseegraben verbessert werden. Dazu müssten Wehre rückgebaut, Stauanlagen durch raue Rampen oder Gleiten ersetzt werden, steile Sohlabstürze entschärft, Durchlässe rückgebaut und Furten hergerichtet werden.
Renaturierung erfordert Kompromisse
Solche Maßnahmen kosten viel Geld. Sie könnten deshalb nur schrittweise über viele Jahre hinweg realisiert werden. Und sie bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Nutzer der Gewässer und Bewirtschafter der Flächen rechts und links. Am Ende müssen dafür Flächen erworben, Kompromisse gefunden werden.
Am Hammerfließ müsste renaturiert, die Sohle angehoben. Böschung abgetragen, der schnurgerade Verlauf unterbrochen, das Gewässer bepflanzt und so beschattet und vor Verdunstung geschützt werden. Dann würden auch Belastungssituationen wie in diesem Frühjahr mit toten Fischen und stinkenden Gräben minimiert werden.
Um auf dem Weg voranzukommen, laufen Verhandlungen des Eigentümers NABU Templin mit Landwirt Reiner Schultz, der die Wiesen bewirtschaftet. Der NABU möchte die Entwässerung in Grenzen halten, zugleich aber aus Vogelschutzgründen die Hammerwiesen regelmäßig gemäht wissen. „Es darf nur nicht so nass sein, dass wir mit der Technik nicht mehr auf die Wiesen kommen", sagt Reiner Schultz.
Für den Fischereibetrieb am Küstriner Bach erfolge gegenwärtig eine Aktualisierung des alten Wasserrechtes. Noch scheint darüber mit dem Fischer keine Einigkeit erzielt worden zu sein, am Ende des Jahres könnte eine Entscheidung fallen, hieß es. Alexander Staufenbiel von der unteren Wasserbehörde rechnet mit Widerspruch. Alexa Pastoors vom LFU schätzte aber ein, dass die Wassermenge sowohl für die Fischzuchtanlage als auch für die Herstellung der Durchgängigkeit ausreichen müsste. Lediglich in den Sommermonaten könnte es zu Einschränkungen kommen.
Übersichten über Maßnahmevorschläge für die einzelnen Gewässer finden sich im Internet.
www.wasserblick.net/servlet/is/127786/
Kontakt zum Autor s.werner@uckermarkkurier.de
Obiger Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der TEMPLINER ZEITUNG (Lokalteil des UCKERMARK KURIER vom 11.06.2015) entnommen.
Zuletzt geändert: 20.03.2016