Von Michaela Kumkar
Die einzige NABU-Kirche Deutschlands steht in der Neu Temmen. In dem Gebäude gibt es auch einen Ort, wo man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Jetzt werden Künstler gesucht, die das ausprobieren möchten.
NEU TEMMEN. Sie ist „bezugsfertig“, die Turmstube in der NABU-Kirche Neu Temmen. Ein kleiner Raum, ausge-stattet mit Schreibtisch, Bett und Sitzgelegenheit. Extra angefertigtes Mo-biliar, das sich in das Fachwerkambiente ein-passt. Was noch fehlt, ist ein Schrank. Schlicht und einfach die Ausstattung, und alles in allem ein guter Ort, um kreativ zu sein, findet Pfarrer Ralf Schwieger. „Inmitten ei-ner besonderen Land-schaft. Hier hört man nichts, bis auf Vogel-gezwitscher vielleicht.“ Deshalb wolle die Kirchengemeinde Künst-lern die Möglichkeit geben, sich in der Turmstube für 14 Tage kostenfrei einzumieten. „Unsere einzige Bitte: Das, was in dieser Zeit entsteht, ein Bild, Literatur oder Hörspiel, soll in unserer Kirche vorgestellt werden.“ Ein Vorschlag, der sich bereits herumge-sprochen hat.
„Die ersten Anfragen gibt es schon. Weitere sind will-kommen.“ Versorgen müssen sich die Interessierten selbst. Küche und Toilette sind in der Kirche vorhanden.
Die Idee von der Turmstube ist 2018 während des Turm-neubaus entstanden. Sie passt zu diesem Ort und zu dieser Kirche, die Deutschlands einzige NABU-Kirche ist. Fast
genau vor einem Jahr wurde sie nach umfangreichen Umbau-arbeiten, finanziert mit EU-Fördermitteln aus dem Leader-Programm, mit Bundes-, Landes- und Kirchenmitteln sowie Einzelspenden, ihrer
Bestimmung über-geben. Als Begeg-nungsstätte und Ort für Gottesdienste sowie für naturkundliche Projekte. All dies in Regie der Evangelischen Kirchen-gemeinde Neu Temmen /Temmen und des
Naturschutzbundes (NABU), Regionalverband Templin e. V. Gemeinsam mit Einwohnern aus den umliegenden Dörfern war die Idee entstanden, das Gotteshaus nach der
Instandsetzung auch für den Naturschutz zu öffnen. Viele von ihnen brachten sich mit nicht enden
wollendem Elan in die Bauarbeiten ein. Das Aktionsbündnis Kirche Neu Temmen entstand. „Es war richtig, diesen Weg zu gehen“, sagt Pfarrer Schwieger, wenn er auf die vergangenen
Monate zurückblickt. Obwohl es am Anfang V o r behalte gegen diese neue Nutzung gegeben habe, die es sicher noch weiter geben werde. „Aber es kommen jetzt mehr Menschen, Einheimische und
Zugezogene, in die Gottesdienste. Wir sind eine junge Gemeinde geworden. Die Leute bleiben danach zum gemeinsamen Kaffee-trinken, viele bringen einen Kuchen mit. Man kommt miteinander ins
Gespräch. Einmal im Monat findet hier ein gemeinsames Singen statt, das vom Kantor organisiert wird. Der NABU führt in der Kirche seine Mitgliederver-sammlungen durch. Es gab auch schon eine
Ausstellungseröffnung. Die Kirche war Aus-gangspunkt für eine Vogelstimmenwan-derung“, zählt er auf. Zusammen mit dem
Förderkreis Alte Kirchen sei eine Blühwiese angelegt worden. „Das alles ist schön. Wenn auch kein Patentrezept für überall, gerade für eine Dorfkirche.“ Wir müssen uns zusammen-raufen, werden uns annähern, einen Weg finden, miteinander verant-wortungsvoll mit der Natur umzugehen“, hatte der Pfarrer zur Eröffnung der NABU-Kirche im vergangenen Jahr gesagt. Es hat den Anschein, dass dieser Prozess in vollem Gange ist.
Zurück zur Turmstube. Wer dort vorübergehend Quartier nehmen möchte, der kann sich direkt beim Pfarrer melden. Bis der erste Gast begrüßt wird, bekomme man auch noch die Sache mit dem Geläut der Glocke in den Griff, verspricht er. „Damit es mit der ungestörten Nachtruhe klappt.“
Kontakt: 033367 25
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Aus der Templiner Zeitung vom 21.05.2022, Seite 18, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.
Zuletzt geändert: 21.05.2022