Storch darf wieder auf den Kirchturm

Fred Garbe beim Aufstieg auf den Turm. Das kleine Foto zeigt das Storchennest             Fotos: ENRICO SAGURNA

 

Von Sigrid Werner

 

Ein Sommersturm hatte im vorigen Jahr Jungstörchen das Nest weggeblasen. In Groß Fredenwalde waren sich die Bewohner einig: Ihr Adebar soll wieder auf seinem angestammten Platz nisten können. Dafür mussten sich die Menschen sputen.

 

GROSS FREDENWALDE. Die Groß Fredenwalder haben ihr Wahrzeichen wieder. Das Storchennest, das im Sommer 2017 bei einem Sturm -vom Kirchturm gefegt worden war, wurde jetzt in einer auf­regenden Aktion wieder auf den Turm montiert.

„Die Zeit drängte, ein Storch soll schon vor zwei Wochen über Groß Fredenwalde gesichtet worden sein. Wollen wir ihn nicht verlie­ren, muss die Nisthilfe noch im März aufs Dach“, beschrieb Pfarrerin Heidi Henseleit die Stimmung im Dorf.

Der Sturm hatte im vergangenem Jahr die Störche ihres Nestes beraubt, zum Glück erst, als die drei Jungvögel gerade flügge geworden waren. „Schon im Herbst wollten wir in Absprache mit dem Storchenbeauftrag­ten vom NABU, Norbert Bukoswky, nicht nur das Dach erneuern, sondern für eine neue Nisthilfe für die Störche sorgen“, berichtete die Pfarrerin. Der Energienetzbetreiber E.dis hatte sich angeboten, wie anderswo auch, einen separaten Mast für die Störche zu errichten. Der NABU hatte sich dafür ausgesprochen, das Nest wegen der besseren Erreichbarkeit wenigstens auf dem Kirchenschiff zu platzieren.

Aber eine Umfrage im Dorf zeigte schnell: „Die. Dorf­bewohner hängen an ihrem Wahrzeichen Storchennest auf dem Kirchturm", sagte die Pfarrerin. Und da der Wiederaufbau auch mit Hilfe der Sturmversicherung finan­ziert werden konnte, habe man beschlossen, das in die Tat umzusetzen. „Aus Liebe entscheiden die Menschen manchmal etwas unvernünftig“, stellte Heidi Henseleit fest. Natürlich müsse ein Storchennest von Zeit zu Zeit gepflegt werden, schließlich türmten sich dort über die Jahre große Mengen von Nestmaterial. Aber der Groß Fredenwalder Storchenmann müsse ein ganz reinlicher sein, so die Beobachtungen Jahr, wenn er als Vorhut das Nest inspizierte, sah man ihn zunächst eine Großreinigung veranstalten. Altes Reisig flog auf den Kirchhof, neues wurde herangeschleppt. Schenke man den älteren Dorfbewohnern Glauben, so dürfte das letzte Storchennest rund 30 Jahre unberührt von Menschenhand auf dem Dach überdauert haben. Insofern schien auch der Pfarrerin der Wiederaufbau am alten Standort durchaus gerechtfertigt. Im Dorf gab es dafür breite, raktische Unterstützung.

 

Allen voran Dachdeckermeister Fred Garbe, der eine günstige Gelegenheit nicht ungenutzt ließ, und kurz­fristig eine nagelneue Hebebühne für Groß Fredenwalde organisierte. Gemeinsam mit seinem Vorarbeiter fuhr er auf den Kirchturm, demontierte erst die alte Halterung und das schief hängende Wagenrad. Zu ebener Erde wurde alles erneuert, ein Landwirt verschweißte die Teile. Ein anderer Groß Fredenwalder hatte zudem ein Reisigbett für Adebar geflochten. Alles wurde erneut in 20 Meter Höhe transportiert, auf den Turm bugsiert und fest montiert.

 

Die Pfarrerin, eine Helferin und Familie Gierke aus dem Dorf bereiteten den fleißigen Handwerkern als Dankeschön für deren durchaus mutigen Einsatz ein köstliches Frühstück. Der Aufstieg und die Montage seien tatsächlich ein schwieriger Einsatz gewesen, den auch der Dachdeckermeister, der seit 1970 im Beruf ist, nicht alle Tage erlebt. In zehn, zwölf Metern zu arbeiten sei üblich. Aber in 20 Metern Höhe und mit Seilen gesichert sei dann doch eine besondere Herausforderung. Doch letztlich klappte alles prima. Der Storch kann nun kommen. Und die Groß Fredenwalder verdanken ihm mal wieder ein Stück gelebte Gemeinschaft:“Der Storch ist eben ein Symbol, das Menschen verbindet“, sagte Pfarrerin Heidi Enseleit.

 

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s.werner@uckermarkkurier.de

 

 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 24./25.03.2018, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

Zuletzt geändert: 24.03.2018