Auch Störche haben Nachwuchssorgen

Blick in den Storchenhorst in Neu Placht: Hier hat es in diesem Jahr offensichtlich Nachwuchs gegeben. Das war andernorts leider nicht so.  Foto: Wolf-Hasso Seybold
Blick in den Storchenhorst in Neu Placht: Hier hat es in diesem Jahr offensichtlich Nachwuchs gegeben. Das war andernorts leider nicht so. Foto: Wolf-Hasso Seybold

Von Michaela Kumkar

 

Die Trockenheit im April und Mai dieses Jahres hat den Vögeln zu schaffen gemacht: Sie fanden einfach nicht genug Nahrung, um ihre Jungen zu versorgen, haben die beiden Weißstorchbeauftragten für die Region Templin festgestellt.

 

Templin. 2016 war nicht das Jahr der Störche im Altkreis Templin. Zu dieser Einschätzung kommen Wolf-Hasso Seybold und Norbert Bukowsky, die beiden sind Weiß-storchbeauftragte in der Region. Seit Jahren haben sie ein Auge auf die Vögel, die sich hier niederlassen, brüten und ihre Jungen groß ziehen.

Ab Februar bis zum Aufbruch der Störche haben die beiden jetzt für 2016 sämtliche Beobachtungsdaten ausgewertet. Die Bilanz ist ernüchternd: „Es war das schlechteste Storchenjahr seit 2000", so Wolf-Hasso Sey-bold. Er belegt das Fazit mit folgenden Zahlen: „18 der 63 kontrollierten Horste waren nicht besetzt. In Ahrensdorf, Annenhof, Buchenhain, Blankensee, Götschendorf, Krohnhorst, Neu Temmen, Petznick, Rutenberg, Weiler, Willmine sowie auf der neuen Nisthilfe in Gandenitz ließen sich keine Störche bli­cken." Von den insgesamt gezählten 45 Brutpaaren hatten 17 keinen Nachwuchs.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, in dem sich 52 Paare in der Region eingefunden hatten, lag diese Zahl bei 12. Unter dem Strich wurden 50 junge Störche gezählt. Festgestellt wurden in diesem Jahr aber auch 15 tote Jungvögel. „Das entspricht einem Durchschnitt von 1,09 Jungvögeln pro Brutpaar", erklärt Nobert Bukowsky. Im vergangenen Jahr wurden laut statistischer Erhebung 2,14 Vögel pro Paar ermittelt (79 Jungstörche insgesamt, 12 tote Vögel).

Die Erklärung für diese unerfreuliche Entwicklung liegt auf der Hand. „Wetterbedingt war das Nahrungsangebot während der Aufzucht der Jungen schlecht. Im April, Mai und Juli lagen die Niederschlagsmengen unter dem langjährigen Mittelwert. Es war also schlichtweg zu trocken", sagt Wolf-Hasso Seybold. Die Vögel fanden nicht genügend Nahrung in den Wiesen, ganz abgesehen davon, dass deren Zahl ohnehin schon zurückgegangen sei, ergänzt Nobert Bukowsky. Die Weißstörche reagierten darauf: Es wurden relativ viele Junge, die bereits geschlüpft waren, aus den Horsten geworfen. Ein weiteres Problem ergab sich, als dann doch stärkere Regenfälle einsetzten: Storchennachwuchs ertrank in den Brutstätten. „Dass die Zahl der Jungvögel gesunken ist, hat aber auch noch einen anderen Grund. Einige Weißstörche sind in diesem Jahr einfach zu spät in unserer Region angekommen", erläutern die beiden Fachleute.

Ohne Unterstützung aus den Orten, in denen sich Störche niedergelassen haben, könnten Norbert Bukowsky und Wolf-Hasso Seybold die Beobachtung der Vögel nicht gewährleisten. „In 42 Ortschaften gibt es Anwohner, die uns mit entsprechenden Informationen versorgen. So erfahren wir sehr viel darüber, was in und an den ‚Kin­derstuben der Weißstörche passiert. Für diese Unterstützung möchten wir uns bedanken." Dadurch konnte beispielsweise auch festgehalten werden, wo es während der Brutzeit zu „Streitigkeiten" mit anderen Störchen kam oder wo sich beispielsweise nur noch ein Altvogel um die Versorgung des Nachwuchses kümmerte.

Passiert ist Letzteres in Afrika bei Stegelitz. „Dort stellten Anwohner Trinkwasser und Futter in Form von frischem Fisch zur Verfügung, damit der kleine Storch weiter gefüttert werden konnte. Das hat geklappt", berichtet Wolf-Hasso Seybold. In Neudorf wurde ein toter Jungstorch unter dem Horst gefunden. „Ihm steckte noch zum Teil eine Schlange im Schnabel. Daran ist er vermutlich erstickt."

Keine Frage ist, dass die Weißstorchbeauftragten nun auf ein besseres Jahr 2017 hoffen. Auf Hinweise, wie es um die Tiere in der Region bestellt ist, sind sie natürlich weiter angewiesen. Man kann sie ihnen telefonisch zukommen lassen.

 

Kontakt: 03987 52939 oder 52259

 

Kontakt zur Autorin m.kumkar@uckermarkkuriende

 

Obiger Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der TEMPLINER ZEITUNG entnommen (Lokalteil des UCKERMARK KURIER vom 07.10.2016)

 

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Zuletzt geändert: 07.10.2016