In der Uckermark steht einzigartige NABU-Kirche

 

Ein besseres Beispiel für ein Gemeinschaftswerk kann es eigentlich gar nicht geben: Die kleine Fach-werkkirche in Neu Temmen ist umfassend saniert. Künftig wird sie nicht mehr nur für kirchliche Zwecke genutzt. Vor acht Jahren wurde das entschieden.

 

 

NEU TEMMEN. Jetzt ist sie fertig, die NABU-Kirche in Neu Temmen. Aus dem Gotteshaus ist etwas Besonderes geworden: Sie wird sowohl Begeg-nungsstätte, Ort für Gottesdienste als auch für naturkundliche Projekte sein. All dies in Regie der evangelischen Kirchengemeinde Neu Temmen /Temmen und des Naturschutzbundes (NABU), Regio-nalverband Templin e. V. „In dieser Kirche soll das Leben in der Uckermark seinen Platz haben“, so Pfarrer Ralf Schwieger im Gottes-dienst, mit dem die Einweihung am Pfingstmontag gefeiert wurde. Die Predigt hielt Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Er zeigte sich begeistert über das Ergebnis der umfassenden Sanierung. „Glaube und Naturschutz, das passt zusammen“, sagte er unter anderem. Vor acht Jahren sei festgestellt worden, dass die kleine Fachwerkkirche, die 1749 errichtet worden war, erheblichen Sanierungsbedarf habe, erinnerte Architektin Bettina Krassuski. Gemeinsam mit Einwohnern aus den umliegenden Dörfern sei die Idee entstanden, das Gotteshaus nach der Instandsetzung auch für den Naturschutz zu öffnen. 2018 wurde der Turm komplett abgetragen und neu gebaut. In einem zweiten Bauabschnitt wurden Kirchenschiff und der Innenraum saniert. Finanziert wurde das 600 000  Euro teure Vor-haben mit EU-Fördermitteln aus dem Leader-Programm, mit Bundes-, Landes- und Kirchenmitteln. Darüber hinaus habe es viele Einzelspender gegeben. 20 000 Euro kamen von der VR-Bank Uckermark-Randow eG. Bettina Krassuski bedankte sich ebenso wie Pfarrer Ralf Schwieger bei allen, die an der Umsetzung der Idee beteiligt waren. Unter anderem bei allen beteiligten Firmen aus der Region und bei Restauratorin Marlies Genßler. „Es hat Vorbehalte gegeben, was diese neue Nutzung angeht“, erinnerte sich Ralf Schwieger. Und es werde sie weiterhin geben.

„Wir müssen uns zusammenraufen, werden uns annähern, einen Weg finden, miteinander ver-antwortungsvoll mit der Natur umzugehen“, gab er sich zuversichtlich. „Als die Anfrage der Kirchen-gemeinde Temmen/Neu Temmen kam, ob wir Partner des Projekts sein wollen, haben wir uns das lange überlegt“, so Thomas Volpers, Mitglied des NABU-Regionalverbandes Templin. Schließlich habe man sich auf die Fahnen geschrieben, überparteilich und nicht konfessionell gebunden tätig zu sein.

 

„Unsere Antwort: Das Vorhaben ist sinnvoll. Diese Kirche liegt mitten im Herzen des Bios-phärenreservates Schorfheide/Chorin. Hier können wir gemeinsam mit der Kirchengemeinde ein Heim für Vögel und Fledermäuse schaffen. Und es anderen exemplarisch zeigen, damit sie es auch tun können.“ Der Dachboden, der mit unbehandeltem Holz ausgebaut wurde, soll für Fledermäuse zugänglich sein. Dabei sei auf die spezifischen Bedürfnisse der unterschiedlichen Arten geachtet worden, erklärte der Fachmann auf Nachfrage. Auch der Turm biete von außen Öffnungen für Fledermäuse. „Die größeren sind für Vögel bestimmt. Beispielsweise für Spatzen. Für sie soll es Nistkästen geben, ohne dass Turmstube und Glockenbereich davon beeinträchtigt werden. Die Temmenerin Carola Schlender gehört zu denjenigen, die wohl jeden Stein der kleinen Kirche kennen. Sie war bei etlichen Arbeitseinsätzen an den Wochenenden dabei und natürlich auch bei der Einweihung. „Wir haben Steine vom Mörtel befreit, Balken gestrichen, Ziegel geputzt“, so das Mitglied des Ge-meindekirchenrates. „Wir“, das seien nicht nur Einheimische, sondern auch viele Zugezogene gewesen. „Spiritualität und Naturschutz gehören zusammen“, sagte Prof. Dr. Ingolf Sack, Sprecher der Aktionsgruppe Kirche Neu Temmen. In der Kirche zusammenzukommen und zu beten, werde die Welt nicht retten. „Wir brauchen dazu das Wissen, das uns der NABU vermittelt, um eine Brücke zu bauen über den Abgrund, den die Menschen selbst geschaffen haben.“

 

Kontakt zur Autorin

 

m.kumkar@nordkurier.de


 

 

Aus der Templiner Zeitung vom 26.05.2021, Seite 16, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 

 

Zuletzt geändert: 26.05.2021

 

Zur Webseite der NABU-Kirche in Neu Temmen: www.nabu-kirche.de